Im Absatz des italienischen Stiefels

Nach meinem Abitur war mir schnell klar, dass ich nicht direkt mit einem Studium anfangen möchte, sondern gerne ein Jahr Zeit hätte mich zu orientieren und andere Dinge außerhalb der akademischen Laufbahn zu erleben. So bin ich durch kurzer Recherche auf das Angebot des Europäischen Solidaritätskorps gestoßen und war nach einigen anfänglichen Organisationsschwierigkeiten von September 2021 bis März 2022 als Freiwillige in Süditalien.

Meine Host Organisation hieß Fattoria Pugliese Diffusa APS und ist eine relativ junge sozial-kulturelle Organisation. Sie organisiert verschiedenste Projekte auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene, häufig mit einem Fokus auf dem Themenbereich Europa und hat ihren Sitz in Taurisano, einer kleinen Stadt mit 15.000 Einwohnern in Apulien.

Dort habe ich gemeinsam mit meiner französischen Mitfreiwilligen in einer eigenen Wohnung ganz in der Nähe des Büros der Organisation gewohnt. Wir hatten jede ein eigenes Zimmer, eine Küche mit kleinem Wohn-/Essbereich, ein gemeinsames Bad und eine schöne Dachterrasse. Obwohl meine Mitfreiwillige und ich uns vorher nicht kannten und durch das zusammen Leben und Arbeiten sehr viel Zeit miteinander verbracht haben, haben wir uns von Anfang an super verstanden und ich war sehr froh, alle Erfahrungen nicht alleine zu machen, sondern immer jemanden zu haben, die in derselben Situation ist wie ich.

Unsere Aktivitäten während dieser sechs Monate waren sehr unterschiedlich. Jeden Vormittag haben wir in einem lokalen Kindergarten für Kleinkinder zwischen null und drei Jahren gearbeitet und die Erzieherinnen dort beim Spielen, Basteln und Essen mit den Kindern unterstützt. Nachmittags haben wir unsere Organisation dann in der Vorbereitung und Durchführung von verschiedenen Projekten geholfen und auch selbst eigene Aktivitäten organisiert. So haben wir zum Beispiel Kinderferienaktionen betreut, in einem digitalen Analphabetisierungskurs für Senioren geholfen, unsere Organisation und die Möglichkeiten des ESK bei verschiedenen Veranstaltungen präsentiert, internationale Gäste betreut und unsere eigenen Sprachkurse in Englisch und Deutsch für interessierte Erwachsene gehalten.

Aber natürlich haben wir nicht nur gearbeitet, sondern hatten auch die Möglichkeit in unserer Freizeit die Umgebung zu erkunden. Taurisano ist leider sehr schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden, trotzdem konnten wir mit unseren Fahrrädern, mit dem Zug und später auch mit einem eigenen Auto viele Ausflüge ans Meer und in umliegende größere Städte machen. Wir waren in Bari, Santa Maria di Leuca, Lecce, zwei Mal in Rom und sogar für ein paar Tage im Rahmen eines europäischen Kooperationsprojekts in Bukarest in Rumänien.

Bei all diesen Reisen innerhalb Italiens und natürlich auch in unserem Alltag war die italienische Sprache eine ständige Herausforderung. Mit den Mitarbeitenden der Organisation und auch miteinander haben wir hauptsächlich Englisch gesprochen, doch die meisten der lokalen Einwohner konnten nur Italienisch und wir wollten die Sprache natürlich auch gerne lernen. Dabei war es schade, dass wir keinen offiziellen Sprachkurs hatten, aber auch durch den Alltag konnten wir viel lernen und uns am Ende der sechs Monate meistens problemlos verständigen.

Insgesamt war dieser Freiwilligendienst für mich nicht nur eine schöne Auszeit nach der Schule, sondern ich habe auch unfassbar viel über die italienische Kultur und das Leben in Süditalien gelernt, wunderbare Menschen getroffen und ganz viele neue Erfahrungen gemacht, sodass ich den Europäischen Solidaritätskorps nur weiterempfehlen kann.

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